FAQs - Häufige gestellte Fragen

Ist Gebärdensprache international?

Nein. Gebärdensprachen sind natürlich gewachsene Sprachen, vergleichbar mit Lautsprachen wie Deutsch, Englisch u. a. Das bedeutet, dass jedes Land seine eigene nationale Gebärdensprache hat (beispielsweise American Sign Language (ASL), Langue des Signes Française (LSF), Nederlandse Gebarentaal (NGT)). Diese können wiederum Dialekte haben, wie es etwa bei der Deutschen Gebärdensprache (DGS) der Fall ist. Jedoch klappt die internationale Verständigung unter Gehörlosen in der Regel recht gut. Es gibt International Sign, darunter wird allerdings noch kein einheitliches System verstanden, wie es bei Gestuno der Fall ist, das mit Esperanto verglichen werden kann, sondern die Verständigung wird großteils durch Wiederholungen, Übernahme von Landesgebärden und Paraphrasen hergestellt. International Sign nimmt daher in der Produktion viel mehr Zeit in Anspruch als eine nationale Gebärdensprache.

Kann man mit Gebärdensprache alles ausdrücken?

Ja. Gebärdensprache ist zwar eine rein visuelle Sprache, hat jedoch mit Pantomime nichts gemein. Sie besitzt eine vollständige Grammatik und konventionelle Zeichen, das heißt, man muss nicht nachahmen, wie zum Beispiel ein Baby schreit, sondern es gibt feste Gebärden für die Begriffe Baby und schreien, die nach festen Regeln aneinander gefügt werden. Leider wurde dies lange nicht erkannt und obwohl in den USA bereits 1960 begonnen wurde, die Gebärdensprache zu erforschen, ist sie in Deutschland erst mit Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes 2002 anerkannt worden.

Was ist der Unterschied zwischen DGS und LBG?

Während die Deutsche Gebärdensprache (DGS) über eine eigene Grammatik verfügt und somit eine echte Sprache ist, bilden Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) ein Kommunikationssystem (vgl. Sprachen und Kommunikationssysteme). Dabei wird die Lautsprache, wie der Name schon sagt, von einzelnen Gebärden begleitet, also die Grammatik des Deutschen beibehalten.

Ist es schwer, Gebärdensprache zu lernen?

Genauso einfach oder schwierig wie das Erlernen jeder anderen Fremdsprache, mit dem Unterschied, dass man nicht ein bestimmtes Land bereisen kann, um sich intensiv mit der Sprache, die man lernen will, und der entsprechenden Kultur auseinander zu setzen. Außerdem handelt es sich bei Gebärdensprache um einen anderen Sprachmodus (visuell), das heißt u. a., dass sie wichtige grammatikalische Aspekte beinhaltet, die einem Hörenden sehr fremd sein können, wie etwa die spezielle Nutzung der Mimik und des dreidimensionalen Gebärdenraums.

Ist Gebärdensprach­dolmetschen ein sozialer Beruf?

Dazu gab es bis Ende des 20. Jahrhunderts noch unterschiedliche Auffassungen. Neben Gebärdensprachdolmetscher/-in sprachen einige von Gehörlosendolmetscher/-in. Letzteres ist jedoch nach herrschender Lehrmeinung eine Bezeichnung für Personen, die sich eher als Begleitpersonen mit beratenden und sozialarbeiterischen Funktionen verstehen. Die leider immer noch verwendete Bezeichnung Gebärdendolmetscher/-in stellt eine Verkürzung dar und ist hoffentlich nicht mehr als sprachlicher Lapsus und keine programmatische Offenbarung.

Wir bezeichnen uns als GebärdensprachdolmetscherInnen und begreifen unsere Tätigkeit als Dienstleistungsberuf. Da wir es als unsere Aufgabe ansehen, Kommunikation zwischen BenutzerInnen verschiedener Sprachen sicherzustellen, verstehen wir in diesem Sinne Gehörlose als Angehörige einer sprachlichen Minderheit und erachten Objektivität und Neutralität als unverzichtbar für den Dolmetschprozess.

Unterrichten Gebärden­sprachdolmetscherInnen taube Kinder?

Nein, sie arbeiten nicht als LehrerInnen, denn sie sind keine HörgeschädigtenpädagogInnen. Sie sind DolmetscherInnen und damit nur für die Übertragung von einer Sprache und damit wiederum von einer Kultur in eine andere (und umgekehrt) zuständig.